Jeden Tag kommen wir irgendwie mit Geschichte in Kontakt. Mit der Podcast-Serie Überall Geschichte! greift der Historiker Mirco Melone alle zwei Wochen ein Phänomen aus dem Alltag auf und erzählt dazu eine Geschichte. Neben dem Blick zurück geht es dabei immer auch um die Frage, wozu brauchen wir eigentlich Geschichte und wie gehen wir gegenwärtig mit ihr um? Denn: Es gibt überall Geschichte!

ÜG#10: Das Schweizer 'Fort Knox'

Eine Geschichte über Rechenzentren und Infrastrukturen

Serverfarmen und Cloud Storage scheinen so neuartig, dass sie noch gar keine Geschichte haben können. In der zehnten Folge des Überall Geschichte! Podcasts nähern wir uns darum einer Geschichte von Rechenzentren an. Exemplarisch dafür steht ein Schweizer Rechenzentrum, das als Schweizer 'Fort Knox' bezeichnet wird. Die Geschichte dieses Datenbunkers beginnt während des Zweiten Weltkriegs und zeigt, dass Infrastrukturen immer eine Geschichte haben und dass diese Geschichte durchaus aufschlussreich ist für das Verständnis der Gegenwart. Das Beispiel des Schweizer 'Fort Knox' veranschaulicht, dass die vermeintlich ahistorischen Datenzentren ganz bewusst mit Geschichtsbildern und mythischen Vorstellungen aus der Vergangenheit arbeiten, um ihre Dienstleistungen werbewirksam zu inszenieren und sich im globalen Wettlauf um Daten, die als das neue Gold gelten, in Position zu bringen.

 

Dauer: 27:45

Veröffentlicht: 16.7.2021

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ÜG#9: Das rassistische Erbe der Polizeiarbeit

Francis Galtons Kompositfotografie und Cesare Lombrosos geborene Verbrecher

In der neunten Folge des Überall Geschichte! Podcasts geht es um das rassistische Erbe polizeilicher Praktiken. Als sich im 19. Jahrhundert die modernen Nationalstaaten Europas formierten, gewann auch die Verbrecherbekämpfung zunehmend an Wichtigkeit. Im Zuge von Imperialismus, dem Aufkommen fotografischer Verfahren und dem Siegeszug der Wissenschaften begannen Kriminologen in ganz Europa damit, biologistische Theorien für die Verbrecherjagd zu entwickeln. Wegbereitend dafür war die Idee, dass der äusserlich sichtbare Körper ein Abbild von Intelligenz, Gesundheit und Charakter eines Menschen sei. Und diese Vorstellung vom geborenen Kriminellen, dem das Verbrechen im Gesicht ablesbar war, ist bis heute in der Polizeiarbeit präsent.

 

Dauer: 29:41

Veröffentlicht: 28.6.2021

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ÜG#8: Die Architektur des Überwachungsstaates

Jeremy Benthams Panopticon

Im Jahr 1787 schrieb der Brite Jeremy Bentham sein Traktat zum Panopticon, einer Überwachungsarchitektur. Er stellte damit nicht nur die Weichen für eine konkret umsetzbare Bauweise für künftige Gefängnisse und Anstalten aller Art. Vielmehr schuf Bentham damit ein neues Modell für die Überwachung. Es zielte darauf ab, das Verhalten der Menschen zu bessern, die in einem Panopticon-Bau interniert waren. Benthams architektonisches Konzept schuf eine Grundlage für die Fabrikdisziplin, die im aufkommenden Industriezeitalter benötigt wurde. Und es hat die Überwachung und diesbezüglich auch die Rolle des Staates neu definiert. Vor dem Hintergrund heutiger Debatten um die Rolle des Staates in der Überwachung stellt sich unweigerlich die Frage: sind unsere Ideen von Überwachung noch zeitgemäss?

 

Dauer: 28:19

Veröffentlicht: 14.6.2021

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ÜG#7: Der Pestizid-Frühling von 1962

Rachel Carson, Chemiekonzerne und die Anfänge der weltweiten Ökologiebewegung

Braucht die Landwirtschaft Pestizide? Und welche Auswirkungen haben chemische Umwelt-Gifte auf Pflanzen, Tiere und Menschen? In der siebten Folge des Überall Geschichte! Podcasts widmen wir uns Rachel Carsons Buch Silent Spring, das 1962 wie eine Bombe einschlug. Es hat eine bis heute andauernde Diskussion um Nutzen und Nachteil von Pestiziden entfacht. Das Buch gilt nicht nur als einer der Grundpfeiler für die weltweite Ökologiebewegung. Die Umstände seiner Veröffentlichung veranschaulichen auch, wie Konzerne zu Lasten von Mensch und Umwelt ihre Profite sichern und dabei Hilfe von mächtigen politischen Akteuren bekommen. Der Kampf um die mediale Deutung von Carsons Buch war zugleich auch ein Abbild von Geschlechterrollen und ein Ringen um öffentliche Teilhabe von bisher kaum beachteten Stimmen von Umweltschützer*innen.

 

 

Dauer: 34:33

Veröffentlicht: 31.5.2021

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ÜG#6: Jacques Vaucansons scheissende Maschinen-Ente

Über die Anfänge der künstlichen Intelligenz

Die sechste Folge des Überall Geschichte! Podcasts handelt von der mechanischen Maschinen-Ente des französischen Ingenieurs Jacques Vaucanson. Die Ente, bestehend aus mehr als 400 Einzelteilen, konnte Bewegungen ausführen, Essen und sogar Exkremente ausscheiden. Mit Vaucansons Maschine, die er in den 1730er-Jahren gebaut hatte, lassen sich die Anfänge der künstlichen Intelligenz nachzeichen. Der Nachbau von lebenden Körpern sollte die Mechanik des Körpers simulieren. Zugleich zeigt die Ente exemplarisch wesentliche Grundzüge der Automatisierung, die bis heute andauert.

 

 

Dauer: 29:58

Veröffentlicht: 17.5.2021

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ÜG#5: Vom Schlachthof in die Würstchenbude

Eine Geschichte über die Anfänge der industriellen Fleischproduktion

In der fünften Folge des Überall Geschichte! Podcasts geht es um die Anfänge der industriellen Fleischproduktion. Anhand des Berliner Zentralvieh- und Schlachthofs schauen wir uns beispielhaft an, wie sich am Ende des 19. Jahrhunderts über ein Netzwerk aus Züchtern, Transporteuren, Händlern, Schlachtern und Verkäufern eine neue Form der Fleischproduktion ausbildete. Zudem entstanden neue Orte des Fleischkonsums in der Stadt. Schnellrestaurants wie Aschinger bedienten die veränderte Nachfrage nach proteinreicher, billiger und schnell konsumierbarer Nahrung, die zugleich auch zu einem neuen Statussymbol wurde.

 

Dauer: 33:42

Veröffentlicht: 3.5.2021

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ÜG#4: Fairtrade im Weltladen

Wie Sklavengegner, Mennoniten und Bananenfrauen den ethischen Konsum erfanden

Die vierte Folge des Überall Geschichte! Podcasts handelt von der Geschichte der Weltläden. Diese einst als 'Dritte-Welt-Läden' bekannten Läden tauchten ab den 1970er-Jahren in fast allen Ländern Westeuropas auf. Sie wurden zu Orten des alternativen, fairen Handels und zum Bestandteil von Stadt- und Dorfbildern. Die Folge wirft einerseits einen Blick auf die vielfältighe Vorgeschichte der Weltläden vom ausgehenden 18. Jahrhundert bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts. Andererseits geht es um die Rolle dieser Läden in der Ausbildung eines konsumkritischen Bewusstseins, das einen gerechteren Handel zwischen dem reichen Norden und dem globalen Süden herbeiführen sollte.

 

Dauer: 32:24

Veröffentlicht: 19.4.2021

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ÜG#3: Die Pariser Kommune von 1871 und ihr fotografisches Verhängnis

Eine Geschichte fotografischer Identifikation und Fahndung

Die dritte Folge des Überall Geschichte! Podcasts thematisiert den Einsatz von Fotografien während der Zeit der sozialistischen Pariser Kommune von 1871. Noch heute sind die Aufnahmen der von Kämpfen zerstörten Stadt und der auf Barikaden sitzenden Kommunarden präsent. Im Fokus der Folge steht jedoch die Nutzung von fotografischen Bildern für die Identifikation und Fahndung von Kommunarden. Nachdem die Regierungstruppen die Kommune blutig niedergeschlagen hatten, begann die heute nahezu vergessene Fahndung und Einkerkerung derjenigen, die damals den Aufstand wagten.

 

Dauer: 38:36

Veröffentlicht: 5.4.2021

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ÜG#2: Die prähistorische Hausfrau von 1910

Eine Geschichte über Wissenschaft und Frauenemanzipation

Die zweite Folge des Überall Geschichte! Podcasts dreht sich um den deutschen Prähistoriker Gustaf Kossinna. 1910 begründete er in Erfurt mit einem Vortrag die vermeintlich natürliche Geschlechterordnung zwischen Mann und Frau mit Hilfe archäologischer Funde. Kossinnas Vorstellung von der vorgeschichtlichen Familie, bestehend aus Mann, Frau und Kindern, ist noch heute präsent. Eine kleine Quellenkritik seines Vortrags offenbart nicht nur seine Idee von den getrennten Wirkungsbereichen von Frauen und Männern in der Vorgeschichte, die dem bürgerlichen Ideal der Kleinfamilie im 19. Jh. entspringen. Sie zeigt auch die um 1900 anschwellende Forderung nach politischer Gleichberechtigung von Frau und Mann, gegen die Kossinna die natürliche Ordnung der Geschlechter als Gegenkonzept ins Feld führte.
 
Dauer: 29:54
Veröffentlichung: 22.3.2021

ÜG#1: Der American Dream von 'General' Sutter

Eine Schweizer Kolonialgeschichte über Sklaven und Gold

In der ersten Folge des Überall Geschichte! Podcasts geht es um den Schweizer Johann August Sutter, der zwischen 1834 und 1848 in Kalifornien als "General Sutter" seine Kolonie "Neu-Helvetien" aufbauen liess. Ein Goldfund bei der Mühle seiner Ranch hat 1848 den Goldrausch ausgelöst, wodurch Sutters Land und seine Ranch von tausenden Goldgräbern überrant wurden. Im Zentrum des Podcasts steht jedoch eine bisher kaum beleuchtete Seite von Sutters Leben, ohne die sein Erfolg nicht denkbar ist: die Versklavung und Misshandlung von Indigenen sowie der systematische Handel mit Kindern. Sutters Geschichte steht stellvertretend für die Frage nach dem Umgang mit dem kolonialen Erbe Europas. Noch heute wird er als Frontier-Pionier und Gründer der kalifornischen Hauptstadt Sacramento erinnert, die auf dem Land seiner ehemaligen Kolonie errichtet wurde.

 

Dauer: 34:26

Veröffentlichung: 8.3.2021

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ÜG#0: Trailer

Der Trailer zum Überall Geschichte! Podcast. 

 

Dauer: 00:29

Veröffentlichung: 2.3.2021


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